Arbeiten aus der Nähe betrachtet...


der alte Fritz lässt Blicken

Über den alten Fritz klicken Sie zurück zur Auswahl

Restaurierung der historischen Grüneberg Orgel
in der französischen Kirche Potsdam

 

Orgelrestaurierung: 

 

 

die historische Johann Wilhelm Friedrich Grueneberg Orgel

 

farblich neu gefasst und vergoldet

 

Die Französische Kirche und ihre Orgel Bedeutende Künstler schufen 1750/53 die Französische Kirche. Den Entwurf des Architekten von Schloß Sansscouci, Georg Wenzeslaus v. Knobelsdorff (1699-1753) führte der Baumeister des Holländischen Viertels, Jan Boumann (1706-1776) aus. Für den bildhauerischen Schmuck im Portikus sorgten die Brüder Friedrich Christian Glume (1714-1752) und Carl Philipp Glume (1724-1776). Die heutige Innengestalt geht auf Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) zurück.

Dem Bombenangriff am 14. April 1945 fiel fast die gesamte Bebauung des südlichen Bassinplatzes zum Opfer, die Französische Kirche blieb jedoch im wesentlichen unzerstört. Leider hatten die Bemühungen der Französisch-Reformierten Gemeinde um die Erhaltung der Bausubstanz der Kirche in den folgenden Jahrzehnten keinen Erfolg. Wasserschäden in der Kuppel führten zum Herabfallen von Putzbrocken und erzwangen Mitte der sechziger Jahre die Schließung der Kirche. Erst fast dreißg Jahre später gelingt es der Gemeinde endlich, mit der Instandsetzung der Kirche zu beginnen. 1994 konnte das Gebäude nach der Restaurierung von Dach und Kuppel endlich wieder geöffnet werden. Seitdem finden regelmäßig Gottesdienste statt, außerdem werden Konzerte und Austellungen "auf der Baustelle" veranstaltet.

Ihre erste Orgel erhielt die Kirche 1787 durch Ernst Julius Marx (1728-1799) aus Berlin. Allerdings erlitt dieses Instrument bereits 1806 schwere Schäden, als die Kirche während der französischen Besetzung als Kavallerie-Fouragemagazin diente. Nach größeren Umbauten 1834 und 1868 kam es dann 1930 zu einem völligen Orgelneubau durch Alexander Schuke (1870-1933), Potsdam. Dieses Instrument wurde in den siebziger Jahren bei Einbrüchen vollständig demoliert. Die Reste waren nicht mehr instandzusetzen und wurden später verschrottet.

Auf der Suche nach einem Ersatz ergab sich die sensationelle Chance, eine 200 Jahre alte Orgel zu erwerben, die an ihrem bisherigen Aufstellungsort nicht mehr genutzt wurde. Sie entspricht im Klangstil und seiner äußeren Gestaltung der ursprünglich in der Kirche aufgestellten Marx-Orgel und wurde nur wenige Jahre früher erbaut. Gegenwärtig befindet sich dieses Instrument zur Restaurierung in der Werkstatt der Potsdamer Alexander Schuke Orgelbau GmbH.

Herkunft und Wiederentdeckung der Barockorgel

Die Orgel war ursprünglich für die Reformierte Johanniskirche in Spandau gebaut worden, befand jedoch seit 1903 in der Dorfkirche Bärenklau bei Oranienburg. Dort blieb sie lange vergessen. Erst 1983 wurde sie von Andreas Kitschke gemeinsam mit Kantor Christlieb Albrecht eingehend untersucht und gewissermaßen wiederentdeckt. Dabei kam überraschend eine im Manual-Ventilkasten eingeklebte Inschrift zutage, die den lange vergessenen Erbauer des Instrumentes offenbarte:

"Anno 1783 ... Orgel erbauet von Johann Wilhelm Grüneberg Orgelbauer in Brandenburg den 8ten May"

Die Orgel war seit Jahren unspielbar und bot einen wahrhaft traurigen Anblick: Einige Prospektpfeifen sowie Teile der Schnitzereien waren verschwunden. Innen lag eine dicke Schicht aus Kalkstaub und Schmutz sowie Holzmehl von frischem Wurmbefall. Einige Pfeifenreihen fehlten, andere waren verbeult. Nur sofortiges Handeln konnte den fortschreitenden Verfall aufhalten.

Aber die Orgel hatte an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort in Spandau in einem viel größeren Kircheraum gestanden. Beim Umsetzen in die kleinere Kirche von Bärenklau waren deshalb mehrere Register entfernt worden. Nach der dringend gebotenen Wiederherstellung des originalen Klanges wäre die Orgel viel zu lautstark für die winzige Bärenklauer Kirche. Das sprach gegen einen Verbleib an diesem Ort.


Die Grüneberg-Orgel besitzt eine auffällige Ähnlichkeit mit der längst vergessenen, 1787 für die Potsdamer Französische Kirche gebauten Marx-Orgel. Deshalb schlug A. Kitschke vor, dieses Instrument nach Potsdam zu holen. Hier gab es einst mehrere berühmte Barockorgeln, von denen aber keine erhalten geblieben ist.

Die Bemühungen zur Rettung der Orgel wurden vom Orgelsachverständigen KMD Christhard Kirchner und im Konsistorium der Evangelischen Landeskirche von OKR Pettelkau nach Kräften unterstützt. So konnte die Französisch-Reformierte Gemeinde Potsdam 1985 das Projekt übernehmen und mit der Planung der Restaurierung beginnen. 1991 wurde das Instrument endlich ausgebaut und in die Werkstatt der Firma Schuke in Potsdam gebracht. Die Orgel ist zum überwiegenden Teil original erhalten. Außerdem sind in Spandau noch fast alle Orgelbauakten vorhanden. Deshalb ist eine denkmalgerechte Restaurierung des Gehäuses und der Pfeifen dieses eindrucksvollen Instrumentes möglich.

Die Disposition der historischen Grüneberg-Orgel:


Manual C,D-c'''
Pedal C,D-c'
Prinzipal 8' 
Gedact 8' 
Rohrflöte 8' 
Octave 4' 
Nassat 3' 
Octave 2' 
Cornet 3f disc. 
Mixtur 4f 1½' 
Trompete disc. 8' 

Zug für die Cymbel-Sonnen
Tremulant

Subbaß 16' 
Violon 8'
Octave 4'
Posaune 8' 

 

Der aus Zerbst gebürtige Orgelbauer Johann Friedrich Wilhelm Grüneberg (1751-1808) war eine Zeitlang bei dem Wagner-Schüler Gottlieb Scholtze (1712-1782) in Neuruppin tätig. 1775 ließ er sich in der Stadt Brandenburg/Havel nieder. Er baute seitdem Instrumente, die ganz in der Tradition Joachim Wagners standen. Die für Potsdam bestimmte Orgel ist mit 13 Registern die größte unter den wenigen erhaltenen Orgeln dieses in der Mark Brandenburg bedeutenden Meisters.

Zeittafel zurGrüneberg-Orgel:

1765 die Witwe Anne Marie Schneeberg vermacht der Reformierten Spandauer Johanniskirche testamentarisch 1000 Taler für eine Orgel und ein Armenlegat

1782 mit dem Tode der Frau Schneeberg am 31.1.1782 tritt die Schenkung in Kraft

1782 im Februar reicht der renommierte Berliner Orgelbauer Ernst Marx sen., ein Schüler Joachim Wagners, zwei Zeichnungen und dazu Kostenanschläge ein

1782 am 25. März bringt das "Amts-Kirchen-Revenuen-Direktorium" den Brandenburger Orgelbauer Grüneberg in Vorschlag

1782 am 13. April fertigt Grüneberg eine Prospektzeichnung und reicht am 25. April einen Kostenanschlag ein (683 Taler)

1782 am 24. Mai Vertragsabschluß mit Grüneberg, dabei wird der Gesamtpreis auf 650 Taler herabgesetzt

1783 am 27. Juni Abnahme der Orgel durch den Komponisten Johann Friedrich Rellstab (1759-1813) und den Organisten Wagner von der Berliner Dreifaltigkeitskirche

1783 am 6. Juli Einweihung der Orgel in der Spandauer Johanniskirche

1802 Reparatur durch Friedrich Emanuel Marx (1767-1826), Sohn des einstigen Konkurrenten Grünebergs

1836 Veränderung der Disposition durch einen ungenannten Orgelbauer

1849 Reparatur, Intonation und Stimmung durch die Berliner Orgelbauer Wilhelm Lang (1794-1858) und Ferdinand Dinse (1811-1889)

1859 Umbau durch Friedrich Hermann Lütkemüller (1815-1897), Wittstock

1902 Abriß der Spandauer Johanniskirche (nach Fertigstellung des Neubaus der Lutherkirche)

1903 Umsetzung der Orgel nach Bärenklau durch Alexander Schuke (1870-1933) aus Potsdam, dabei Fortlassung einiger Register (6 Grüneberg- und 2 Lütkemüller-Stimmen sind seither erhalten)

1917 Beschlagnahme der Prospektpfeifen zu Kriegszwecken

1927 Beschädigung bei Einsturz der Kirchendecke

1928 Reparatur durchSchuke, neue Prospektpfeifen aus Zink

1938 Begutachtung durch Hans-Joachim Schuke (1908-1979), jedoch keine Reparaturen

1983 Vorschlag des Verfassers, die Orgel in die Französische Kirche in Potsdam umzusetzen

1984 Zustimung der Kirchengemeinde Bärenklau zur Abgabe der Orgel

1985 Gutachten durch Orgelrestaurator Gernot Schmidt vom damaligen VEB Potsdamer Schuke - Orgelbau

1990 Ergänzung und Restaurierung der Prospektschnitzereien durch Thürmer, Dresden

1991 Ausbau und Sicherung der technischen und klingenden Teile der Orgel, Beginn der denkmalgerechten Restaurierung durch die Alexander Schuke Orgelbau GmbH Potsdam; vorläufiger Abbruch der Arbeiten Ende

1992, weil die weitere Finanzierung der Restaurierung nicht gesichert ist

1994 Abbau und Instandsetzung des Orgelgehäuses durch Tischlermeister Olaf Thiede in Bötzow

1999 Der frühere Verleger Ernst Naumann aus Ahrensburg bei Hamburg spendet die notwendigen Mittel zum Abschluß der Orgelrestaurierung. Die Werkstattarbeiten werden im Herbst fortgesetzt.

2000 Mitte Februar wird das Orgelgehäuse durch die Firma Olaf Thiede aus Bötzow eingebaut.

2000 Zu Ostern am 23. April erklingt die Orgel zum ersten Mal im Gottesdienst, 6 Register sind bereits fertiggestellt

2000 Am 22. Juli wird die vollständig restaurierte Orgel zum ersten Mal durch den Organisten der Gemeinde, Christoph Förste, öffentlich gepielt.

2000 im September wird das Orgelgehäuse durch die Firma Kurt Kallensee & Sohn aus Potsdam farblich neu gefaßt und vergoldet

2000 Am 29. September wird die Fertigstellung der Orgel mit einem Festakt offiziell gefeiert

2000 Am 9. Oktober erfolgt die Abnahme der Orgel durch den Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Herrn Christhard Kirchner. Dabei anwesend waren Dr. Christoph Förste von der Französisch-Reformierten Gemeinde sowie die Herren Matthias Schuke, Tilo Catenhusen und Klaus-Michael Schreiber von der Alexander Schuke Orgelbau GmbH

 

 

Spenden sind noch dringend nötig für Restarbeiten am Orgelgehäuse und werden erbeten an die: Französisch-Reformierte Gemeinde Potsdam, Konto-Nr. 1564157011 bei der Bank für Kirche und Diakonie, BLZ 350 601 90

Wieder zum Anfang